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Die sieben Wunder von Jena

Um sieben Wunder zu erleben, muss man nicht für viel Geld rund um den Erdball reisen -
es reicht, wenn man Jena einen Besuch abstattet. Denn die Stadt in Ostthüringen
bietet die sieben Wunder von Jena. Und deren Geschichten sind mindestens genauso spannend
wie die der sieben Weltwunder der Neuzeit.

Bereits im 17. Jahrhundert war die Saalestadt Jena über die Grenzen hinweg bekannt für ihre
sieben Wunder. Alle Jenaer Studenten damals und teilweise auch noch heute kannten und
kennen diesen lateinischen Spruch: „Ara, caput, draco, mons, pons, vulpecula turris,
Weigeliana domus, septem miracula Jenae“. Das bedeutet soviel wie: "Altar, Kopf,
Drachen, Berg, Brücke, Fuchsturm, Weigelsches Haus, die sieben Wunder Jenas.“

Ara - Die Altarunterführung der Stadtkirche

Der erstgenannte der sieben Wunder ist „Ara“. Es bezeichnet den 3,50m hohen und 3m breiten überwölbten Durchgang unter dem Altar der Stadtkirche. Dieses architektonische Kuriosum ist im Kirchenbau sehr selten und gilt daher als Besonderheit. Hinter dem Gotteshaus stand damals ein Zisterzienserkloster - 1301 wurde es gebaut - und dieser Durchgang war die einzige Zufahrt zu dem Klostergebäude. Weit davor wurde die Unterführung als Weg zum Friedhof genutzt und die Leichenzüge fuhren auf dem Weg zu den Gräbern unter dem Altar entlang. Schon im Mittelalter wurde der Friedhof aufgegeben und der heutige Kirchenvorplatz entstand. Heute zuckeln keine Pferdewagen mehr hindurch - stattdessen laufen viele Besucher durch die Unterführung und tauchen ein in die Geschichte.

Ara Altarunterführung Stadtkirche Jena.jpg

Caput - Die Schnapphans - Figur an der Rathausuhr

„Caput“, das zweite Wunder, bedeutet so viel wie „Haupt“ oder „Kopf“. Es bezeichnet eine der populärsten Kuriositäten für die Jena bekannt ist: den Schnapphans. Der Schnapphans, ein kleiner kupferner Kopf, „wohnt“ unter dem Rathausdach. Zu jeder vollen Stunde schaut er aus seinem Fenster und schnappt nach einer goldenen Kugel an einem Stab, die ein Pilger hält, der links von der Uhr auf einem Sockel steht. Die Kugel stellt einen der berühmten Thüringer Klöße dar. Eine Legende besagt, dass Jena dem Untergang geweiht sei, sollte der Schnapphans den Kloß eines Tages erwischen. Der Original-Schnapphans ist heute im Stadtmuseum zu sehen, das sich schräg gegenüber des Rathauses befindet. Am Rathaus „schnappt“ heute eine Replik stündlich nach der Kugel.

Schnapphans Rathaus Jena_edited.png

Draco - Der siebenköpfige Drache

Auch „Draco“, der Drache ist heute im Jenaer Stadtmuseum zu sehen. Bei dem dritten Stadtwunder handelt es sich um eine Drachenstatue, die aus Tierknochen, Draht, Gips und Pappmaché besteht. Das Ungeheuer hat sieben Köpfe, vier Beine, zwei Arme und vier Schwänze. Der Legende nach wurde er Anfang des 17. Jahrhunderts von Jenaer Studenten angefertigt. Der Drache soll für Theateraufführungen als Verkörperung des Bösen verwendet worden sein. Andere erzählen, die Figur ginge auf einen Studentenstreich zurück: So behaupteten die Studierenden damals, das Ungeheuer in den Jenaer Teufelslöchern gefunden zu haben.

Mons - Der Berg Jenzig

Das vierte Wunder „Mons“ bezeichnet den „Berg“. Da Jena von einigen Höhen umgeben ist, herrschte lange keine Einigkeit, um welchen „Mons“ es sich hier wohl handelt. Die meisten Historiker gehen aber davon aus, dass damit der Jenzig gemeint ist, der zu den markantesten Erhebungen der Stadt gehört. Der 365 m hohe Muschelkalkberg wurde im Mittelalter bis in die Neuzeit als Weinberg genutzt - die linke Flanke des Bergs, derSüdhang, war ein Gebiet für den Weinanbau und mit Weinbergen bestückt. Heute zählt die Wanderroute hoch zum Jenzig zu den beliebtesten Spazierpfaden von Einheimischen und Besuchern. Vor allem der vor wenigen Jahren eröffnete zwei Kilometer lange Saurierpfad „Trixi Trias“ ist bei Klein und auch Groß sehr beliebt.

Die sieben Wunder von Jena -  Mons Der Berg Jenzig

Pons - Die alte Camsdorfer Brücke

Hinter dem fünften Wunder “Pons” verbirgt sich die Camsdorfer Brücke. Heute gibt es diese zwar noch - aber mit dem Wunder ist ihre Vorgängerin gemeint, die 1912 einem Neubau weichen musste. Die ursprüngliche Camsdorfer Brücke war für viele Jahrhunderte der einzige sichere Übergang über die Saale und damit ein bedeutender Transportweg. Außerdem stellt die Saale lange Zeit die Grenze zu den Slawen dar - somit war die alte Camsdorfer Brücke auch eine wichtige Grenzbrücke. Die Steinbogenbrücke bestand erst aus sieben, später aus neun Bögen. Gebaut wurde sie um 1480 und galt damals als eine der größten Steinbrücken ihrer Zeit. Sie war ca. 250 Schritte lang und 12 Schritte breit. Jeder Bogen soll 20 bis 24 Schritte lang gewesen sein. Außerdem gab es eine steinerne Brüstung und auf der Westseite eine steinerne Treppe hinab zur Saale. Diese sollte bei einem Hochwasser als schneller Fluchtweg dienen. Damals wie auch heute stand und steht auf der Mitte der Brücke ein steinernes Kreuz.

Vulpecula turris - Der Fuchsturm

Mit Wunder Nummer sechs ist der „Vulpecula turris“, also der „Fuchsturm“ gemeint. Der 71 Fuß hohe Bergfried befindet sich auf dem Hausberg und ist der einzige Überrest der Burg Kirchberg, die früher dort stand. Über den Fuchsturm gibt es mehrere Legenden. Auch die Gebrüder Grimm schrieben einst in einem ihrer Bücher über ihn: So soll an der Saale einst ein böser Riese gelebt haben. Als der einmal seine Fäuste gegen seine Mutter erheben wollte, wurde er unter der Erde begraben und der Hausberg entstand. Alles was von ihm sichtbar blieb, ist sein kleiner Finger: der Fuchsturm. 
Warum der Bergfried Fuchsturm heißt, ist bis heute nicht genau geklärt. Die einen sagen, weil rund um den Hausberg viele Füchse lebten. Andere meinen, der Name sei auf die Jenaer Studenten zurückzuführen, die häufig am Turm weilten. Denn die Jung-Studenten nannte man damals „Füchse“. Bis heute zählt der Fuchsturm und die Gaststätte daneben zu den beliebtesten Ausflugszielen der Stadt.

Fuchsturm sieben Wunder Jena_edited_edit

Weigeliana domus - das Weigelsche Haus

Das siebte und letzte Wunder Jenas ist „Weigeliana domus“ - das „Weigelsche Haus“. Im Jahr 1898 wurde es leider abgerissen, weil die vorbeiführende Straße erweitert werden sollte. Es stand in der Nähe der Stadtkirche, in der Johannisgasse, und verdankte seinem Namen dem früheren Mathematikprofessor Erhard Weigel. Jener hatte das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert konzipiert und mit allerlei technischen Finessen ausgestattet. Unter anderem gab es einen Aufzug, der nach dem Flaschenzugprinzip funktionierte. Außerdem gab es eine Weinleitung aus dem Keller hinauf. Und durch das Haus führte vom Keller bis zum Dach eine lange Röhre durch die man den Sternenhimmel beobachten konnte. Das"Weigel'sche Haus" war damals eine weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sehenswürdigkeit. Die Jenaer Studenten pflegten zu jener Zeit den Spruch: "Wer das Weigel'sche Haus nicht sah, der war nicht in Jena.“ Das ganze Gebäude war darauf ausgelegt, die Menschen in Staunen zu versetzen und es sollte zeigen, was mitWissenschaft alles möglich war. Bedauerlicherweise kann die Nachwelt von heute sich nicht mehr an diesem kuriosen Haus erfreuen. Nur noch ein Schild an der Stelle, wo es einst stand, erinnert daran.

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