Jedes Jahr im Februar und März führt mich mein Weg mehrfach zum „Gelben Meer“ ins Rautal bei Jena. Denn dann startet dort die Blüte der dottergelben Winterlinge, die man in solch einer ausgeprägten Blühpracht nirgendwo anders zu sehen bekommt. Ein Fest für‘s Auge. Und für meine Kamera erst recht.
In einem Mischwald breiten sich dort auf fünf Hektar etwa 1,6 Millionen Winterlinge aus – das sind circa 300 Blüten auf einem Quadratmeter. In dieser Größenordnung ist in Mitteleuropa kein anderes Winterlinge-Gebiet bekannt.
Jedes Jahr strömen Besucher aus allen Teilen des Landes ins Jenaer Rautal, nahe dem Örtchen Closewitz, das mittlerweile schon den Namen „Winterlingsdorf“ trägt, um dieses einzigartige Naturschauspiel zu bewundern. Die Natur-Ranger bitten jedoch jeden Wanderer darum, sich ausschließlich auf den Wegen aufzuhalten, um keine der zarten Pflänzchen zu zertrampeln.
Die ersten Winterlinge gelangten schon im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa und landeten zusammen mit Weinreben im 17. Jahrhundert in den Closewitzer „Weingärten“. Der Botaniker Johann Christian Friedrich Graumüller soll die Winterlinge dann Mitte des 19. Jahrhunderts in dem Waldstück bei Closewitz angepflanzt haben, um sie dort heimisch zu machen. Sein Plan ging auf: Die Winterlinge breiteten ihr „Wohnzimmer“ über die Jahre immer weiter aus und heute misst es so viel wie circa fünf Fußballfelder.
Jedes Jahr an einem der Februar- oder Märzwochenende wird in Closewitz das „Winterlingswochenende“ gefeiert – mit Kaffee, Tee, hausgebackenem Kuchen und Gulasch aus der Gulaschkanone.
Besuchen kann man den gelben Teppich, das gelbe Meer oder die gelbe Pracht - wie auch immer ihr es nennen wollt -, aber während der ganzen Blütezeit.
Tipp: Nach dem Tauwetter sind die Wege im Rautal sehr schlammig und rutschig - zieht euch also wetterfeste und trittsichere Schuhe an.
Wandertipp Napoleonpfad: Gleich nebenan streift ein neuer Wanderweg namens Napoleonpfad den kleinen Ort Closewitz bei Jena.
Mehr über die Winterlinge in Closewitz lest ihr hier:
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